Erste Griffe: Bouldern lernen für Anfänger

Bouldern hat sich vom belächelten Sport zur eigenständigen und angesehenen Disziplin entwickelt. Während das klassische Klettern einst die Szene dominierte, sind heute beide Techniken gleichermaßen beliebt und anerkannt. Dieser Wandel spiegelt sich auch in der großen Anzahl von Boulderhallen, die in den letzten Jahren in Deutschland eröffnet wurden. Boulder-Fans schätzen vor allem die Vielseitigkeit des Sports – denn es geht um mehr als nur Kraft. Was genau Sie beim Bouldern trainieren und worauf Sie als Einsteiger achten können, erfahren Sie nachfolgend.


Einführung: Was ist Bouldern und wieso ist es so beliebt?
Die Technik: Grundlagen und Unterschiede zum Klettern
Sicherheit: Die richtige Ausrüstung und Kleidung zum Bouldern
Boulderwände: Indoor vs. Outdoor-Bouldern
Verschiedene Zielgruppen: Bouldern mit Kindern

Einführung: Was ist Bouldern und wieso ist es so beliebt?

Beim Bouldern verzichten Sportler auf Seilsicherungen und konzentrieren sich auf kurze, aber technisch anspruchsvolle Routen, sogenannte „Boulderprobleme“. Geklettert wird dabei auf Absprunghöhe. Die Disziplin fordert viele Talente: Körperliche Fitness, Problemlösungsfähigkeit, Kreativität und mentale Stärke. Trotzdem ist Bouldern auch sehr gut für Anfänger geeignet. Obwohl man den Sport alleine praktizieren kann, wird häufig in Gruppen gebouldert. Denn dabei lassen sich Tipps und Tricks für anspruchsvolle Boulderprobleme austauschen.

Die Anfänge des Bouldern finden sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts. Dort kletterten in einer Kleinstadt unweit von Paris die ersten Menschen ohne Sicherungsequipment an Felsen hoch. Doch erst der Amerikaner John Gill machte die Klettertechnik um 1950 bekannter und auch einfacher. Als erster Boulderer nutzt er Magnesium für einen besseren Grip. Ebenso optimierte er die Klettertechnik und entwickelte die erste Bewertungsskala für den Sport. 1999 fand schließlich der erste Boulderweltcup statt – ein Meilenstein für die Disziplin.

Die Technik: Grundlagen und Unterschiede zum Klettern

Der Reiz des Boulderns liegt in seiner einfachen Zugänglichkeit und den zugleich vielseitigen Anforderungen. Ohne umfangreiche Ausrüstung können Einsteiger direkt loslegen. Dabei geht es nicht um bloße Armkraft, vielmehr ist eine Kombination aus Koordination, Gleichgewicht und Fitness gefragt. Anders als beim Seilklettern geht es nicht darum, besonders hoch zu klettern, sondern ein Boulderproblem möglichst effizient zu lösen. Während beim Klettern also vor allem Ausdauer gefragt ist, liegt der Fokus beim Bouldern auf technischen Fertigkeiten und Konzentration.

Den Körperschwerpunkt richtig auszurichten ist entscheidend: Das erlaubt dynamische Bewegungen und geschmeidige Sprünge. Präzise Fußtechniken helfen bei der Balance. Zudem können die verschiedenen Teile eines Kletterschuhs beim Treten ein Gamechanger sein. Auch das Greifen will erlernt werden, denn verschiedene Griffe erfordern unterschiedliche Techniken.

Neun gelbe Klettergriffe in unterschiedlichen Ausführungen.  
Henkel/Jugs: Große, gut zu greifende Griffe, oft als Rastpunkte oder für dynamische Bewegungen verwendet
Leisten/Crimps: Kleine, schmale Griffe, die ein präzise Fingerplatzierung und viel Fingerkraft erfordern
Sloper: Runde, glatte Griffe ohne deutliche Kanten, eine starke Handspannung und effiziente Körperposition ist notwendig
Dual Textures: Griffe mit zwei unterschiedlichen Oberflächen, meist eine rutschige und eine griffige Seite
Pinches/Zangen: Griffe, die zwischen Daumen und den restlichen Fingern eingeklemmt werden müssen
Pockets/Fingerlöcher: Bieten lediglich Platz für ein bis drei Finger
Volumes: Große, geometrische Formen, die vielfältige Griff- und Trittflächen bieten
Makros: Ähnlich wie Volumes, jedoch größer und oft als prägende Elemente einer Route eingesetzt
Cracks/Risse: Spalten in der Wand, in die Finger, Hände oder sogar ganze Körperteile eingeklemmt werden

Sicherheit: Die richtige Ausrüstung und Kleidung zum Bouldern

Beim Indoor-Bouldern bzw. beim Outdoor-Boulder wird eine Kletterhöhe von 4,5 m in der Regel nicht überschritten. Hierbei handelt es sich um die maximale Höhe, die ohne zusätzliche Seilsicherung beklettert werden darf. Dennoch bleibt beim Klettern in Absprunghöhe ein gewisses Risiko für Verletzungen. Um das Risiko für schwere Verletzungen zu minimieren, müssen verschiedene Aspekte beachtet werden:

  • Mann bouldert an Felswand mit einer darunterliegenden Fallschutzmatte (Crashmatte).Crashpads oder Matten:

    Eine weiche Aufprallfläche ist beim Bouldern unerlässlich. Für den Außenbereich können Sie leicht zu transportierende Crashpads mitbringen, in der Halle werden große Fallschutz-Matten verwendet. Die Fallschutzmatten müssen gewisse Anforderungen in Bezug auf die Stärke, das Raumgewicht sowie die Stauchhärte erfüllen. Zudem müssen sie strategisch unter dem Kletterbereich platziert sein und dürfen während des Kletterns nicht bewegt werden. Ebenso ist es wichtig, dass keine Lücken zwischen einzelnen Crashpads oder Matten entstehen.

  • Fallen lernen:

    Einen großen Teil können Kletterer selbst zu Ihrer Sicherheit beitragen. Dazu sollte von Beginn an eine sichere Falltechnik erlernt werden. Wichtig ist ebenfalls, seine eigenen Grenzen zu kennen und zu respektieren.

  • Spotten:

    Bouldern kann man zwar alleine, eine zweite Person kann die Sicherheit jedoch maßgeblich erhöhen. Denn ein Partner kann als Spotter agieren. Dabei beobachtet er den Kletternden intensiv und kommuniziert mit diesem. Er versteht die Bewegungen und mögliche Sturzrichtungen. Bei einem Sturz fängt er den Kletternden aber nicht auf, sondern versucht maximal den Oberkörper in eine aufrechte Position zu lenken. Zusätzlich hält er die Aufprallfläche frei.


Die richtige Kleidung kann ebenfalls zur Sicherheit beitragen. Sie sollte bequem und bewegungsfreundlich sein. Am besten liegen Hosen und Oberteile eng am Körper an, sind aber trotzdem elastisch. Grundsätzlich benötigt man zum Bouldern wenig Ausrüstung. Gut sitzende Kletterschuhe gehören zu den Basics – zu Beginn reichen allerdings die Leihmodelle in den Boulderhallen. Erhöhen Sie die Trainingsintensität, lohnt sich die Investition in hochwertigere Schuhe. Auch eine Chalk-Bag mit Magnesia ist hilfreich, um die Hände trocken zu halten.

Boulderwände: Indoor vs. Outdoor-Bouldern

Sie können in verschiedenen Umgebungen bouldern, sowohl drinnen als auch draußen. Jedoch sollten Sie die Verfügbarkeit an Ihrem Wohnort zunächst prüfen.

Mann bouldert an einer Indoorkletterwand, die mit vielen Griffarten ausgestattet ist.Bouldern in der Halle ist besonders für Anfänger geeignet, da es eine kontrollierte Umgebung bietet. Einzelne Routen erscheinen oft in einer Farbe und markieren den Schwierigkeitsgrad, Techniken können leichter erlernt werden und man ist nicht abhängig vom Wetter.

Das Bouldern im Freien lässt sich in zwei Kategorien unterteilen: Bouldern in der Natur und Bouldern an künstlichen Wänden. Beim Bouldern in der Natur kommt der Kletterer in direkten Kontakt mit der Natur. Felsbouldern schafft ein authentisches Erlebnis, stellt aber auch eine größere Herausforderung und Gefahren dar. Griffe und Tritte sind nicht so offensichtlich wie in der Halle. Gleichzeitig beeinflusst das Wetter den Sport stark. Natur-Bouldern ist somit eher für Fortgeschrittene geeignet.


Basketballfreiplatz inklusive eines Kletterfelsen mit verschiedenen Klettergriffen.Das Outdoor-Bouldern an künstlichen Wänden lässt sich vielfältig gestalten. So können Klettergriffe direkt an tragenden Wänden montiert oder freistehende Kletterwände installiert sein. Hierbei sind kaum Grenzen gesetzt. Egal, ob einfach gerade, mit Überhang oder zum Überklettern – wichtig ist, dass ausreichend viel Fallschutz vorhanden ist.

Urban Bouldern oder auch Buildering ist eine neuere Variante, bei der in städtischen Umgebungen wie Brücken, Gebäuden oder speziell errichteten Strukturen gebouldert wird. Diese Art des Boulderns schafft auch für Menschen in der Großstadt einen direkten Zugang zum Klettern im Freien. Aber Achtung: Urban Bouldern ist nicht überall erlaubt. Informieren Sie sich vorher und bouldern Sie nur in speziell ausgewiesenen Bereichen.

Sie können auch in Ihren eigenen vier Wänden bouldern. Für große Fans oder für Kinder ist der Aufbau einer eigenen Boulderwand eine attraktive Option. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist die richtige Planung: Sie können alle Routen selbst kreieren und Griffe einzeln anbringen oder aber fertige Module kaufen und zusammensetzen.

Verschiedene Zielgruppen: Bouldern mit Kindern

Kinder klettert mit Hilfestellung einer Frau an einer künstlichen Boulderwand im Außenbereich.Bouldern ist eine hervorragende Sportart für Kinder, da es neben der körperlichen Kraft auch Koordination, räumliches Denken und Problemlösungsfähigkeit fördert. So verbessern Kinder nicht nur ihre motorischen Fähigkeiten, sondern entwickeln auch Selbstvertrauen und soziale Kompetenzen. Ab ca. sieben Jahren kann gebouldert werden, jedoch hängt das empfohlene Alter stark von den individuellen Fähigkeiten des Kindes ab. Für einige bietet es sogar schon früher eine gute Alternative zum Klettergerüst. In vielen Hallen kann zu Beginn ein „Boulder-/Kletterführerschein“ gemacht werden. Dabei werden Techniken und der sichere Absprung oder das Fallen gelernt.

An die Griffe, fertig, los: Tipps zum Start

Ob Kind oder Erwachsener: Anfänger jeder Altersgruppe sollten mit einfachen und vor allem niedrigen Routen beginnen. Ziel ist zunächst, ein Gefühl für den Sport zu entwickeln und das Verletzungsrisiko gering zu halten.

Die Einbindung in eine Bouldergemeinschaft erhöht den Spaßfaktor zusätzlich. Einige Boulderhallen bieten spezielle Programme oder Treffen für Anfänger und Kinder an. Diese Gruppenerlebnisse sind nicht nur förderlich für die Kletterfähigkeit, sondern lassen auch Freundschaften entstehen.

Mit der richtigen Herangehensweise und Unterstützung von Boulder-Partnern wird der Sport zu einer bereichernden Erfahrung für Kinder und Erwachsene.

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